Stadtmarketing für Haßfurt

12. Dezember 2013

Interview im Haßfurter Tagblatt mit Stephan Schneider Bürgermeisterkandidat der SPD Haßfurt.

Wie werden Sie das Problem Leerstände in der Innenstadt angehen?

Das Problem ist eigentlich nicht nur ein innerstädtisches. Man muss die Situation im ganzen Stadtgebiet betrachten. Schließlich gibt es auch gewerbliche Leerstände außerhalb der Innenstadt, zum Beispiel im Admira-Center. Eine wichtige Maßnahme ist die Erstellung einer Datenbank zur zentralen Erfassung der gewerblichen Leerstände im Haßfurter Stadtgebiet. Diese Datenbank muss übers Internet zugänglich gemacht und auch zentral vermarktet werden.

Vorstellen könnte ich mir auch, dass bereits bestehende Förderprogramm zur Beseitigung von „Leerständen“, das der Stadtrat in diesem Sommer beschlossen hat, auf Gebäude mit gewerblicher Nutzung auszudehnen.

Nicht vergessen sollte man aber auch unser Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept, in dem einige gute Ideen genannt werden, allen voran das Ziel, die Kommunikation der Gewerbetreibenden untereinander zu verbessern, um das „Wir-Gefühl“ in Haßfurt zu stärken. Gut ist auch die Idee, eine Kommunikationsplattform zwischen Vermietern, Gewerbetreibenden, Gastronomen, der Stadt und allen, die zur Belebung der Innenstadt beitragen können, zu schaffen. Ein regelmäßiger Austausch könnte in jedem Fall positive Effekte haben. Ein dritter Vorschlag, den ich gerne umsetzen würde sind von der Stadt angebotene Workshops für Gewerbetreibende, zum Beispiel zur Verbesserung der Revitalisierung.

Wie stehen Sie zur Einführung eines Citymanagers in Haßfurt?

Ich bin ein absoluter Befürworter eines Citymanagers. Die SPD ist bereits seit mehr als einem Jahr an diesem Thema dran. Seit April 2012 haben wir immer wieder Veranstaltungen zum Themenbereich „Citymanager und Stadtmarketing“ angeboten. Dabei haben alle Experten deutlich gemacht, dass auch eine Stadt der Größe Haßfurts von einem Citymanager profitieren würde. Unser Ziel war es, mit den Veranstaltungen Arbeitsgrundlagen und Rahmenbedingungen für die Etablierung eines Stadtmarketings unter Leitung eines professionellen Citymanagers in Haßfurt zu schaffen. Übrigens wird die Schaffung der Stelle eines Citymanagers als Struktur-, Förderungs- und Koordinierungsstelle auch im ISEK explizit empfohlen. Im Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ gäbe es Zuschüsse für die Einführung eines Citymanagers. Der bereits vorhandene Leitfaden der Städtebauförderung würde der Verwaltung zudem viel Arbeit ersparen.

Mindestens genauso wichtig wie ein Citymanager ist es aber, bereits vorhandene Strukturen zu nutzen und weiter auszubauen. Es gibt in Haßfurt viele Menschen, die Ideen für ihre Stadt haben. Diese Potenziale müssen wir nutzen und fördern. Deswegen wird die SPD demnächst alle interessierten Bürger zu einem Arbeitstreffen in Sachen Citymanager einladen. Wir wollen Ideen sammeln, Potenziale finden und das alles sinnvoll zusammenbringen.

Hat der Einzelhandel in der Innenstadt Ihrer Meinung nach gute Perspektiven, trotz oder gerade wegen der Gewerbeansiedlungen im Osten der Stadt?

Im ISEK findet sich auch eine Stärken-Schwächen-Analyse für Haßfurt. Dort werden die Stärken unserer Stadt deutlich herausgestellt.

  • Ein geringer Einwohnerrückgang von nur 0,1 Prozent
  • Tendenz zur Überalterung geringer als im Bundesdurchschnitt
  • Lage auf einer überregionalen Entwicklungsachse zwischen den Oberzentren Bamberg und Schweinfurt
  • Hohe Kaufkraftausschöpfung
  • Hoher Anteil an historischer Bausubstanz
  • Wichtiger Versorgungsstandort in der Region
  • Hohes Kundenpotenzial

Wenn es uns gelingt diese Stärken miteinander zu nutzen, sehe ich eine große Chance für die Innenstadt. Wir selbst haben es in der Hand und mit wir meine ich alle, auch die Kunden. Nur wenn die Haßfurter auch in Haßfurt einkaufen, hat die Innenstadt eine Chance. Wir müssen es darüber hinaus schaffen, dass sich die Geschäfte im Gewerbegebiet mit ihrem Angebot nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zur Innenstadt sehen. Wir müssen Synergieeffekte schaffen und nutzen. Die Menschen sollen in der Innenstadt einkaufen und danach für bestimmte Produkte weiter ins Gewerbegebiet fahren, zum Beispiel Kleiderkauf in der Innenstadt und dann zum Elektrohändler oder zum Baumarkt ins Gewerbegebiet. Wenn wir für eine geschickte Sortimentswahl im Gewerbegebiet sorgen, könnten sich die Perspektiven der Innenstadt durch das Gewerbegebiet sogar verbessern.

Ein Wort noch zu der im „Streiflicht“ angesprochenen Entwicklung von zwei Werbegemeinschaften in Haßfurt. Diese Entwicklung birgt eine Chance. Wir müssen den Sachverstand der beiden Gemeinschaften nutzen, zusammenbringen und dann in ein neues Stadtmarketing überführen.

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