„Das geht so einfach nicht!“

27. Juni 2022

Haßfurter SPD legt Berthold Albert Rücktritt als dritter Bürgermeister nahe – Stephan Schneider bleibt Vorsitzender des SPD-Ortsvereins

Haßfurt Stephan Schneider bleibt Vorsitzender der Haßfurter SPD. Bei der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins wurde der Stadtrat ebenso im Amt bestätigt wie sein Stellvertreter Manfred Finster. Ausführlich beschäftigten sich die Sozialdemokraten mit den – ihrer Meinung nach – „unglaublichen Vorgängen“ im Baugebiet Osterfeld.

„Als dritter Bürgermeister sollte Berthold Albert ein Vorbild sein und nicht wissentlich Regeln brechen!“ Stephan Schneider lässt keinen Zweifel daran, dass er das Verhalten seines Stadtratskollegen von der Wählergemeinschaft mehr als missbilligt. Der dritte Bürgermeister ist Miteigentümer eines Grundstücks am Rande des Baugebiets Osterfeld und hat – wie andere Anwohner auch – den eigenen Grund kurzerhand um öffentlichen erweitert und überbaut.

„Das geht so einfach nicht!“, meint Stephan Schneider mit Blick auf die Veränderungen, die an den eigentlich als Ausgleichsflächen gedachten Streifen direkt hinter den Grundstücken vorgenommen wurden. „Berthold Albert hat es dabei mehr als übertrieben!“ Die Flutmulde – eigentlich ein Schutz vor Wasser, wurde mit Schotter gefüllt, eine Mauer aus Kalksteinen errichtet, ein Sichtschutz angebracht, ein Erdwall aufgeschüttet und wohl auch die Wärmepumpe für das Wohnhaus wurde auf öffentlichen Grund untergebracht.

Der ebenfalls auf der eigentlichen Ausgleichsfläche aufgestellte Hasenstall ist daher für Stephan Schneider das geringste Problem. „Das Grundstück wurde massiv vergrößert“, macht er klar. „Das ist keine Lappalie, das ist ein Schwarzbau!“ Noch dazu einer, der offenbar bisher, trotz mehrmaliger Aufforderung, nicht beseitigt wurde.

„Leider drucksen Stadt und Bürgermeister bei Fragen zum Thema nur herum“, moniert Stephan Schneider auch die aus seiner Sicht nicht vorhandene Informationsbereitschaft des Verwaltungschefs. „Vielleicht hofft man im Rathaus, dass man das Ganze aussitzen kann.“

Das wiederum will Stephan Schneider nicht zulassen. Er und die Mitglieder der Haßfurter SPD legen Berthold Albert den Rücktritt als dritter Bürgermeister nah. „Er ist des Amts aus unserer Sicht einfach nicht mehr würdig!“ Ein entsprechender Beschluss wurde in der Jahreshauptversammlung gefasst. „Die Wählergemeinschaft muss ihm dringend ins Gewissen reden.“

Dass die „Causa Osterfeld“ ein gewisses „Gerüchchen“ hat, könnte für Stephan Schneider nämlich auch darin begründet liegen, dass alle drei Bürgermeister der Stadt von einer Gruppierung gestellt werden. „Da ist der Weg zur Klüngelei ein kurzer.“

Zumal den Stadtrat wie auch seinen Fraktionsvorsitzenden Manfred Stühler immer wieder das Gefühl beschleicht, dass in der Kreisstadt leider Stillstand herrscht. Das brachte Manfred Stühler auch in seinem Bericht aus dem Gremium zum Ausdruck und nannte auch ein Beispiel. Eine Klausur des Stadtrats, die für Oktober 2021 vom Bürgermeister versprochen worden war, fand bisher nicht statt. Jetzt gäbe es zwar endlich einen Termin, der aber liegt erst im September 2022, was einer Verzögerung von fast einem Jahr entspricht.

„Da war unser Bürgermeister leider wieder einmal untätig“, tadelt Manfred Stühler und streicht die Wichtigkeit einer solchen Klausurtagung für den Stadtrat heraus. „Wir wollen bei dem Treffen intensiv miteinander arbeiten und die Projekte der Stadt nach Prioritäten einteilen.“ So lange das nicht geschehe, werde leider nur wenig bis nichts umgesetzt.

Einen „Erfolg“ und Fortschritt konnte man immerhin verbuchen. Es wird endlich einen Livestream der Stadtratssitzungen geben. „Das haben wir gemeinsam mit den Grünen, der CSU und der Jungen Liste gegen die Wählergemeinschaft durchgesetzt“, freut sich Manfred Stühler.

Der Vorstandschaft des Haßfurter SPD-Ortsvereins gehört das SPD-Urgestein als Beisitzer auch künftig an. Er wurde genau wie Wiltrud Burger, Jürgen Baum und Sebastian Klein im Amt bestätigt. Neu als Beisitzer ist Mario Weigand. Schriftführer Hans Ankenbrand und Kassier Norbert Flohr erhielten ebenfalls erneut das Vertrauen der Mitglieder.

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